Das Brevier (Breviarium) ist die Vereinigung derjenigen Texte, aus denen das kirchliche Stundengebet (Officium, horae canonicae) sich zusammensetzt. Es umfasst die Texte sowohl für die sogenannten Nachtzeiten (horae nocturnae = Matutin, die separat im Nocturnale enthalten sind) als auch für die sog. Tagzeiten (horae diurnae: Laudes, kleine Horen [horae minores: Prim, Terz, Sext, Non], Vesper und Complet, die separat im Diurnale zusammengefasst sind). Ein Brevier vereinigt also den Inhalt des Nocturnale mit dem des Diurnale. Nur in diesem Sinne, vollständige Breviere sind in diesem Artikel verzeichnet; die Teildrucke jeder Art sind unter ihren eigenen Titeln zu suchen.

Seinem Inhalt nach bildet das Brevier die planvolle Vereinigung von Texten aus solchen Büchern, die einzelne Teile des Officium enthalten (z.B. Psalterium, Antiphonarium, Hymnarius, Collectarius, Bibel, Lectionarium, Homiliarium, Legendarium, Passionarium). Das aus diesen Texten zusammengestellte Officium (Off.) besteht, nach der für die einzelnen Horen bestehenden Ordnung, aus den Psalmen (Psalm.) und den Cantica (Cant), den Hymnen (Hymn.), Lectiones (Lect.), Capitula (Cap.), Antiphonae (Ant), Versiculi (Versic), Responsoria oder Historiae (Hist), Orationes oder Collectae (Orat., Coli.), Suffragia (Suffr.), sowie den als Einleitung zu der Matutin dienenden Invitatoria (Invitat). Nach der gewöhnlichen Ordnung stehen sämtliche Teile des Officium, mit Ausnahme des stets vorangehenden Psalterium und meist auch des Hymnarius, zusammen; jedoch finden sich auch Fälle anderer Ordnung, z. B. mit abgetrenntem Lectionarium.

 

Das Brevier umfasst folgende Hauptteile:

1. Kalendarium (Kal.). Umfasst den Kalender mit Eintragung der unbeweglichen Feste, meist unter Hinzufügung des Festgrades; enthält jedoch häufig auch Angaben oder Tabellen, die als Hilfsmittel zur alljährlichen Feststellung des Kirchenkalenders auf Grund der Berechnung des Ostertermins dienen und die im folgenden, ohne Rücksicht auf Umfang und Form, unter dem Ausdruck Computus begriffen sind. Hierunter fallen auch die demselben Zweck dienenden Memorierverse (z. B. Cisiojanus), die also von den etwa vorhandenen sonstigen Vers. mem. (s.u.) unterschieden sind.

2. Psalterium (Ps.). Enthält die Psalmen in der zum liturgischen Gebrauch hergestellten Ordnung unter Hinzufügung der dazu nötigen Beigaben (Invitatoria, Antiphonae), sowie die Cantica, meist das Te deum, Pater noster, Ave Maria, Symbola u.a. Die hinzugefügten Stücke werden in der Regel nur erwähnt, wenn ihre Ordnung schwankt. Mit dem Ps. ist meist der Hymnarius (Hymn.) verbunden, soweit die Hymnen nicht in die anderen Teile eingefügt sind.

3. Proprium de tempore (PT). Enthält die Officia für die Sonntage, die Werktage und die festa Domini, sowie die Heiligenfeste zwischen 23. Dezember und 6. Januar. Jedoch ist das Fest der Transfiguratio Domini fast ausnahmslos im PS zu finden. Das PT beginnt gewöhnlich mit dem 1. Sonntag des Advent und endet mit dem 24. Sonntag nach Pfingsten. Die den Werktagen bzw. den gewöhnlichen Sonntagen gemeinsamen Stücke sind in einzelnen Fällen zu einem Feriale bzw. Commune dominicarum zusammengefasst.

4. Proprium de sanctis (PS). Enthält die Officia für die Heiligenfeste des Kirchenjahres, soweit für sie ein eigenes Officium (Officium proprium) oder einzelne Teile eines eigenen Officium vorgesehen sind, während die verschiedenen Festen gemeinsamen Texte im CS zu finden sind; sodann das Off. Transfigurationis Domini (s. o.) und das CS pasch, (s. u.). Das PS beginnt gewöhnlich mit dem Fest S. Satumini oder S. Andreae.

5. Commune sanctorum (CS). Enthält die den bestimmten Kategorien von Heiligenfesten (Apostel, Evangelisten, Märtyrer, Bekenner, Jungfrauen, Witwen) gemeinsamen Officia und ergänzt somit das PS für die Feste, die darin kein Formular oder nur ein unvollständiges Formidar haben. – Zwischen Ostern und Pfingsten wird ein spezielles Commune sanctorum paschale (CS pasch.) benutzt, das jedoch fast ausnahmslos im PS an der chronologisch entsprechenden Stelle eingefügt ist und nur dann erwähnt wird, wenn es sich an anderer Stelle findet.

 

Nicht immer, aber meistens enthält das Brevier auch die

6. Rubrica generalis (Rubr. gen.), welche die allgemeine Anweisung für die Ausführung des Officium in der für die einzelne Diözese bezw. den einzelnen Orden geltenden Form enthält. Für die als selbständige Drucke verbreiteten Rubr. gen. s. Directorium.

7. Officia annexa (Off. ann.) sind Nachträge zum PS (selten zum PT); sie bieten gewöhnlich weitere, in den Proprien nicht enthaltene Off. für neue oder spezielle Feste und neue oder erweiterte Off. für alte Feste, häufig außerdem Berichtigungen von Auslassungen und Fehlern.

 

Neben diesen jedem Brevier notwendig zugehörigen Teilen enthalten die Inhaltsangaben der einzelnen Nummern noch kleinere Stücke, die entweder von den Hauptteilen abgetrennt und an ungewöhnlicher Stelle eingeordnet sind, oder, obwohl nicht zum eigentlichen Officium gehörig, als Beigaben dem Brevier hinzugefügt sind, oder dem Brevier fremde Stücke, die ihm aus rein praktischen Gründen beigedruckt sind. Die nachstehende Liste solcher abgekürzt zitierter Stücke schliesst sich in den Bezeichnungen, soweit möglich, dem modernen Brevier an. Es ist zu bemerken, dass die Texte der Stücke in den einzelnen Brevieren oft vollständig verschieden sind, worauf im folgenden keine Rücksicht genommen wird. Andere Bezeichnungen werden nicht abgekürzt zitiert.

 

 

Absol(utiones) et benedict(iones) matut(inales)

Ant(iphonae de) BMV

Benedict(io) et exorc(ismus) sal(is) et aq(uae)

Benedict(io) mens(ae)

Benedict(io) pan(is S. Nicolai de Tolentino)

Benedict(io) sal(is) et aq(uae)

Benedict(iones) matut(inales)

Benedict(iones) var(iae)

Can(on) miss(ae)

Conclus(iones) hor(arum)

Exorc(ismus) sal(is) et aq(uae)

Forma confess(ionis)

Form(ulae) absol(utionis)

Itin(erarium)

Lect(io) brev(is)

Lit(ania cum VII psalmis poenitentialibus et orationibus)

Miss(ae) fam(iliares)

Mod(us) or(andi)

Off(icium) BMV. p(er) ann(um)

Officium) BMV. parv(um)

Officium) BMV. in sabb(ato)

Off(icium) dedic(ationis) eccl(esiae)

Off(icium) defunct(orum) [mai(us), min(us)]

Ord(o) bapt(izandi)

Ord(o) commend(ationis) anim(ae)

Ord(o) communic(andi) infirm(um)

Ord(o) communic(andi) et ung(uendi) infirm(um)

Ord(o) sepult(urae)

Ord(o) sepult(urae) parvul(orum christianorum)

Ord(o) ung(uendi) inf(irmum)

Orat(iones) var(iae)

Praep(aramenta ad) miss(am)

Prec(es ad) hor(as) min(ores)

Preces (ad omnes horas)

Prec(es) mai(ores) et min(ores)

Psalm (i) gradual(es)

Rubr(ica) adv(entus)

Rubr(ica) In anno

Rubr(ica) commem(orationis) SS. (per annum)

Rubr(ica de) fest(is)

Suffr(agia) pasch(ali tempore)

Suppl(ementum) off(icii)

Tab(ula impositionis) hist(oriarum)

T(abula) p(arisina [parisiensis] de antiphonis laudum specialiTab(ula) psalm(orum). [bus)

Tabulae (omnium in breviario contentorum)

Vers(us) mem(oriales varii)

 

 

Hauptsächlich deswegen, weil das Brevier des ganzen Kirchenjahres sich als ein unhandlicher Band erwies, ist es oft in 2 oder 3 Bände zerlegt worden, eine Neigung, der die Drucker durch Teilung der Propria in einen Winterteil (Pars hiemalis [hiem.]) und einen Sommerteil (Pars aestivalis [aest.]) entgegenkamen. Die Teilung in Winter- und Sommerteil zwang die Drucker zur Lieferung eines doppelten Kalendarium, Psalterium und Commune sanctorum; die dadurch bedingten Exemplare wurden oft erst durch Neusatz gewonnen. Die erhaltenen Exemplare bestehen entweder aus einem oder zwei oder drei Bänden.

 

Ausgabe in 1 Band: Kal. Ps. PT hiem. PT aest. PS hiem. PS aest. (oder PT hiem. PS hiem. PT aest. PS aest.) CS.

 

Ausgabe in 2 Bänden:

I. Pars hiemalis: Kal. Ps. PT. PS. CS.

II. Pars aestivalis: Kal. Ps. PT. PS. CS.

 

Ausgabe in 3 Bänden:

I. Kal. Ps. CS.

II. PT hiem. PS hiem.

III. PT aest. PS aest.

 

Der Sommerteil des PT beginnt gewöhnlich mit Pfingsten (meist bereits mit dem Vorabend), seltener mit Ostern; dem entspricht der Beginn des Sommerteils im PS.

Im folgenden ist die Teilung, wenn vorhanden, durchgängig angemerkt; es wird aber grundsätzlich die Ausgabe in einem Band der Beschreibung zugrunde gelegt, wenn sich nicht mit Sicherheit die Absicht des Druckers ergibt, die einbändige Ausgabe auszuschliessen.

 

Die drei Riten der römischen Kirche, für die hier Breviere aufgeführt sind, der ambrosianische, dem die Mailänder Diözese folgt, der mozarabische, dem gewisse spanische Diözesen folgen, und der römische, dem die Kurie, die Masse der übrigen Diözesen und die religiösen Orden folgen, können als bibliographisches Anordnungsprinzip nicht dienen. Vielmehr muss man nach ihrer Einrichtung folgende Breviere unterscheiden:

 

I. Das Breviarium Romanum, herausgehoben aus der Zahl der übrigen wegen seiner Verbreitung im 15. Jh. und seiner Bedeutung als Vorläufer des heutigen Breviers.

II. Die Breviere der Orden, mit Ausnahme derjenigen, die das Breviarium Romanum gebrauchen.

III. Die Breviere der Diözesen, alphabetisch geordnet.